Tag 19 – 22 Endspurt

Letzte Nachtwache 

  • Es ist 00:35 Uhr und ich stehe kurz vor unserem Ziel Pula an Deck mit einem lächelnden und einem weinenden Auge. 
  • Seit dem 20. Januar waren wir alle, ununterbrochen auf nur ein paar Quadratmetern, auf einer schaukelnden, engen, zum Teil Angst einflößenden und zum Teil zum Heulen schönen Überfahrt. 
  • Wir haben 2710 Seemeilen/5000 km geschafft. Genauer gesagt haben wir ein Acht-Tonnen-Boot durch die Meere getrieben, mit der Geschwindigkeit eines sehr schnellen Spaziergangs. 
  • Circa 1500 Liter Wasser, drei übervolle Einkaufswagen und um die 700 Liter Diesel sind verbraucht worden. 
  • Es ist noch etwas frisches Gemüse, eine halbe Tafel Schokolade, ein Liter Milch, diverse Nudeln und Reis und ein Jogurt an Bord. Die Lebensmittel waren nicht nur perfekt begerechnet sondern uns hat nie etwas gefehlt. Ausser zwei Packungen Mozzarella und einer Stange Sellerie haben wir in den 22 Tagen nichts weggeschmissen. Dass muss mal ein „Land-Haushalt“ bringen! Wirklich beachtlich. 

 

  • Fischers frischer Fisch hat drei Thunfische geliefert – Nach dem Ausnehmen waren es locker neun Kilogramm Fisch.
  • Unsere Meeresbiologen Ana, hat den letzten Fisch seziert und zwei, nicht zu kleine Plastikstücke im Magen gefunden.

Unser erhoffter „Delta Fisch“ (Fang Nummer vier) war, zum Leid von Pascal, doch nur ein Plastiksack, den er aus dem Wasser gezogen hat. Ich werde sicherlich in Zukunft nicht mehr allzu oft im Supermarkt nach einem Meeresfisch greifen, ausser wenn er gezüchtet ist. Höchstens nur noch Fisch aus der Region.

Ana meint, das grosse Problem sei nicht Plastik an sich sondern überwiegend die Einmal-Verpackungen. Wir dürfen nicht vergessen, dass ein Teil unserer Kleidung, tägliche Gebrauchsgegenstände sogar dieses Boot aus Plastik sind, aber diese Gegenstände werden eben nicht nur einmal benutzt und kommen nicht so schnell in den Müll und somit ins Meer.

Es gab keinen Streit oder sonstige Missstimmung. Auch das muss ein Land-Haushalt mal nachmachen.

Unser Team von fünf Matros*innen war, meines Erachtens, einzigartig. Jeder hat seine besten Qualitäten mitgebracht und in unser täglichen Leben einfliessen lassen. Jeder hat es genossen hier zu sein und alle werden die Besonderheit und Einzigartigkeit unsere kleinen Mission bestimmt nicht vergessen.

 

Das erste Mal würden ich kontrolliert. Zum Glück hatten wir eine Hiesige die der Kroatische Sprache mächtig ist.

Der Abschied wird mich an die üblichen Verabschiedungen beim Tournee Theater erinnern. Auch dort ist man Teil einer besonderen Gruppe die eng zusammen lebt und vieles gemeinsam durchmacht. Am Ende sagt man Servus und auch wenn man jemand sehr schätzt ist es nie gewiss, ob die Wege sich nochmals kreuzen. Vor allem bei unserer Bord-Crew, wir sind ziemlich verstreut auf der Welt, von Neuseeland nach Holland in die Schweiz und Österreich.

Nochmals ein ganz besonderes Lob an unseren Skipper Jasper. Er hat uns allen Einiges beigebracht und war trotzdem immer offen für Vorschläge.

Und an Pascal für seine Schweizer Gründlichkeit.

06:24 – Zweite Wache, Morgens um 6….

 

Die Sonne kommt langsam über dem Horizont.

Der Wind hat sich etwas gedreht nach Norden und ratet Mal wo wir hin müssen? Genau, Richtung Norden. Es gibt zwei Möglichkeiten: 

 

1. Mit 45 Grad gegen den Wind segeln, nach einiger Zeit wenden und das selbe Spielchen nochmals wiederholen. Diese Möglichkeit dauert sehr lang und ist sehr ungemütlich…

2. Mit dem Motor direkt in den Wind und die Wellen hinein. 

Wir wollen alle ankommen also wählen wir Nr 2. 

 

In der Nacht werden alle Lichter an Bord, ausser der Navigationslichter aussen am Boot, ausgeschaltet, damit die Sicht nach vorne uneingeschränkt bleibt,

Ich stehe also ganz alleine in der Küche im Dunkeln mit einer Stirnlampe leuchtet rot auf meinem Kopf, siehe Bild oben, und esse zum Frühstück meine letzte „Chinese Noodle Instant Soup“.

 

Ich schau um mich herum, alles ist dunkel bis auf einen Umkreis von zwei Metern. Das Schiff schaukelt und knallt in den Wellen hinein und meine eh schon kleine Welt des Schiffes wird nochmals verkleinert. Pascal ist in seiner Schüttelkabine, er liegt vorne wo es deutlich mehr auf und ab geht als hinten. Ana schläft auf der Couch im Salon, ihr war das Schaukeln in der zweiten vorderen Kabine zu viel. Und ihr? Ihr sitzt in eurer Küche, sieht Nachrichten und esst gemütlich Cornflakes, oder?

 

Heute am späten Nachmittag werden wir ankommen. Erst Mal ein bis vier Bierchen trinken und dann werde ich natürlich (standesgemäß) alle zum Essen in der Marina einladen. 

 

Ich freue mich sehr, dass Josi auch dabei sein wird. Schön, dass sie meine „Segel Freunde“ kennenlernt. Es wird entweder ein sehr langer, oder wegen Übermüdung, ein sehr kurzer Abend werden.

Am Samstag Vormittag ist Übergabe an die Charter Firmer „Pitter Yacht“ und dann wird noch ein kurzer, schneller Putztag hinter uns gebracht – für das Schiff und für uns. Einige Kleinigkeiten werden von Japser fertiggestellt, bzw. repariert und dann werden plötzlich alle weg sein. Ich werde mit Josefine ganz alleine auf dem Boot sitzen und nochmals ein Bier trinken. Sie freut sich bestimmt schon riesig… auf’s Boot natürlich! LOL.

 

Ob wir noch eine kleine Spritz Segel Tour machen? Ich bin schon gespannt.

Spätestens am Montag fahren wir dann auch nach Hause und PENG! bin ich wieder im normalen Leben. Auftritte mit Josi, Büro, Fernsehen am Abend, Nachrichten, Rettungsdienst, Freunde besuchen, Steuern, Einkaufen – a bissi BORING wenn ich das hier so niederschreibe aber ich glaube ich werde all diese Alltagsaufgaben einige Zeit lang sehr geniessen. 

LOL

 

Ende März wird es wieder für etwa eine Woche auf die „Follow The Sun“ gehen um mit Roberto als Reiseführer, die Lokalitäten, Städte und Buchten zu erkunden und vor allem schriftlich festzuhalten damit, wenn ich dieses Jahr als Skipper meine Gäste herumkutschiere, auch einiges an Örtlichkeiten bieten kann und Bescheid weiß.

 

Auch meine Yoga Platform am Bug werde ich in dieser Zeit anfertigen. Danke an den Input und die Ideen meiner Crew. Der gesamte Bug wird als Übungs- bzw. Yoga-Platz benutzbar sein – ziemlich einzigartig.

 

Im Mai geht es dann richtig rund. Erste Woche als Skipper mit der Friedens-Flotte. Ein Verein der unterprivilegierten Kindern eine Woche auf einem Segelboot schenkt.

In der zweiten Woche ist Yoga angesagt – es sind noch ein paar Plätze frei.

Die dritte Woche bin ich als Skipper auf einem anderen Boot mit Kollegen von der Rettung.

Im Sommer ist dann Urlaub auf dem Bauernhof, also daheim in Strasswalchen angesagt und Anfang September bin ich wieder als Skipper unterwegs mit einem ehemaligen Strassenkünstler aus den USA. Er war sogar auf der selben High School wie ich in New Jersey.

 

Das Boot ist gut gebucht! Es sind bereits 17 Wochen fix reserviert und noch ein paar offene  Anfragen. Ich werde mir überlegen ob es vielleicht die Möglichkeit einen kurzen „Schnupper-Segel-Tourn“ für vier Tage und drei Nächte zu organisieren um „Nicht-Seglern“ die Möglichkeit zu bieten diese Freiheit und Schönheit zu erleben. Das muss ich aber mit Pitter Yacht noch abklären.

 

So, jetzt muss ich mal wieder rausgehen, meinen üblichen Rund-Uma-Dum-Blick machen und schauen ob der Wind sich vielleicht doch etwas geändert hat. Schön war’s!